Dienstag, 28. April 2015

Kurzes "Hallo" zwischendrin

Ich weiß, ich habe mich schon ewig nicht mehr hier gemeldet. Das liegt einfach daran, dass meine Arbeit und mein Leben mich voll eingespannt haben und ich für mich erst einmal entschieden habe, dass ich eine "Verarbeitung diesen Themas" vorerst nicht mehr brauche. Also besser gesagt, ich dem Thema "Tinnitus" nicht mehr so viel Raum in meinem Leben geben möchte, ihn am liebsten komplett vergessen, ... verdrängen, löschen, ... ach je, die typischen Wünsche eben.

Heute aber wurde ich hier im Blog gefragt, ob ich mein Pfeifen denn noch habe. Und da wurde mir klar, ja, ich habe Wochen-, Monatelang nicht mehr wirklich mich mit IHM beschäftigt, aber mein Tinnitus ist mir immer noch treu. Also nicht gelöscht, aber zumindest verdrängt.

Sprich in meinem linken Ohr pfeift es nach wie vor. Aber ich nehme ihn eigentlich kaum bis gar nicht mehr wahr. Die einzigen Momente am Tag sind Minuten, wenn nicht Sekunden, abends oder kurz vor dem Schlafen gehen, oder wenn ich wirklich mal denke "pfeift es da eigentlich noch?" - hinhören - "ja" - schmunzeln - und weiterleben :-)
Es gibt auch solche Momente: "oh, nein, da pfeift es nicht mehr" - "Jupppppiiiiiii" - "oh, da ist es ja wieder" - "na, gut" - weitermachen, weiterleben, weiter ignorieren.

Ich schaffe dem Tinnitus niemals eine Bühne in meinem Leben, deswegen fragt mich sogar meine Mama hin und wieder: "Hast du eigentlich noch das Pfeifen?" - "Ja." - "Oh, echt? Sieht man gar nicht."

Oder ich erwähne mal im Gespräch: "Mein Tinnitus ..." - "Was du hast noch deinen Tinnitus?" - "Ähm ja." Große Augen, Stille, ...

Ich weiß nicht, was die Menschen, die nicht davon betroffen waren, sind, von der Krankheit erwarten. Soll man mir meinen Tinnitus ansehen? Dann müsste ich dauernd weinen, am Leben zweifeln, Ängste haben, schlecht gelaunt sein, niedergeschlagen, ... Und all das würde IHN wiederum lauter, präsenter machen. Und dann hat man den Kampf verloren. Niemals.

Oder soll ich von Doc zu Doc rennen, nach Heilung fragen, betteln, Spritzen testen, Nadeln ins Ohr stecken, Hokuspokus über mich ergehen lassen, ...? Von Hoffnung zu Hoffnung zahlen? Und nichts als Enttäuschung dafür erhalten. Nein, danke, habe ich hinter mir. Auf Heilung im klassischen Sinn mache ich mir schon lange keine Hoffnung mehr.

Dass ich das mal so gut schaffe wie heute, hatte ich selber nicht geglaubt, aber mein Leben ist mir WICHTIGER als ER, meine Familie, mein Beruf und alles andere ... Das nimmt bei mir so viel Raum ein, dass ER nur noch Sekunden, Minuten, hier und da für sich beanspruchen kann. Mehr nicht.

Eure Anna