Donnerstag, 6. Februar 2014

Es ist wieder da ...

Ich habe mich nun für diesen Weg entschieden. Darüber zu schreiben. Dagegen zu kämpfen. Nicht aufzugeben. Jetzt war ich fast ein Jahr Tinnitus-FREI - nach meiner OP letztes Jahr im Februar. Doch die Trennung war wohl nicht für immer. Ich habe "es" wieder. Das Pfeifen. Dieses mal links. Dieses mal nach meiner OP. Davor war es still. Jetzt nicht mehr. NIE. 

Doch wie hat es angefangen: Im Jahr 2011 wurde ich mit meiner Tochter schwanger. Genau in der 7. Woche kam "es". Das Pfeifen. Es ging auch nicht mehr weg. Es begann ein Kampf. Jede Therapie - egal wie absurd oder teuer - habe ich gemacht. Probiert. Nicht aufgeben wollen. Nicht akzeptieren wollen, dass "es" bleibt. Rückblickend glaube ich, dass mir meine Kleine, wachsend unter meinem Herzen, viel Kraft gegeben hat. Und mein Mann natürlich. Immer die selben Worte: "Es wird alles gut." Und ich glaubte immer daran. Auch wenn jede Therapie eine Enttäuschung war. Dann die Diagnose im Oktober 2012: Otosklerose. Ich hörte auch inzwischen deutlich schlechter. Kaum noch etwas. Mein HNO meinte nur, eine OP würde helfen. Ich würde auch das Pfeifen los sein. Inzwischen war ich mit dem Tinnitus "befreundet" und hatte ihn gut akzeptiert. Und trotzdem entfachte da wieder diese Hoffnung: "Und was ist, wenn es dieses mal klappt?!". Ich sagte JA. Die OP im Februar 2013 war meine Rettung. "Es" war weg. Unvorstellbar dieses Glück. Ich kann es auch gar nicht beschreiben. Von diesem Freund trennte ich mich gern. Stille. Ruhe. Alleinsein. Das war fast 2 Jahre nicht möglich. Und nun habe ich es doch geschafft. Mein Mann hatte Recht: Alles wurde gut. 

Hören konnte ich auch deutlich besser. Das ist ebenso eine unbeschreibliche Erfahrung. Auf einmal all diese Töne, die man nicht wahrgenommen hat. Naturgeräusche, die ich eigentlich vergessen habe - wie Vögelgezwitscher. 
Keine lästigen Nachfragen mehr, wie "Wie bitte?" Oder stures Lächeln, weil man nicht zugeben möchte, dass man eben eigentlich nichts gehört hat. 
Mein Hörvermögen links war vor der OP bereits auf 30% gesunken. 

Es began ein neuer Lebensabschnitt. Ich war wie neugeboren. Ich genoss es sichtlich. Die Diagnose links sei ebenso Otosklerose vernahm ich, legte ich aber vorerst weg. Ich hatte kein Pfeifen und mein Hörvermögen links lag noch bei 65%. Also warum die Eile? Doch der Arzt meinte, es verschlechtere sich deutlich von Test zu Test und ich sei immerhin 30 Jahre. Warum solle ich eine OP aufschieben, die so oder so auf mich zukäme?! Nun denn, ich dachte also, dann bringe ich es Januar dieses Jahr hinter mich. 

Und jetzt bin ich wieder da. Wieder mit meinem Freund verbunden. Wieder das Pfeifen. Dieses mal links. Dieses mal lauter. Schlimmer. Beklemmender. Ich habe Angst. Ich kann nicht schlafen. Ich kann nicht glauben, dass alles gut wird. Ich finde keine Motivation. Keine Kraft. Ich sehne mich nach dem Tod. Und dann denke ich an meine Familie. Ich gebe nicht auf. Doch wie lange noch? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, ich will nie nie nie aufgeben. Aber ich brauche dieses mal alle meine Kraft. Die Depressionen dürfen nicht über mich siegen. Der Dämon muss wieder zum Freund werden.

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